Offenbach Energieversorger Evo will bis 2040 klimaneutral werden

Sie sind die Spezialisten, die rund um die Uhr dafür sorgen, dass in Offenbach nicht die Lichter ausgehen. Das ist bis dato zum Glück nur einmal geschehen: Beim „großen Blackout“ vom 31. März auf den 1. April 1998, als eine Störung im Heizkraftwerk für Schlagzeilen sorgte. Ansonsten hat die kurz EVO genannte Energieversorgung Offenbach AG in ihrer 175 Jahre währenden Geschichte, die mit der Gründung einer Gasgesellschaft 1847 begann, das in sie gesetzte Vertrauen in der Regel zuverlässig erfüllt.

Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern, versprach der Vorstandsvorsitzende Christoph Meier beim Festakt, der am Freitag in der längst zum Kulturzen­trum gewordenen Alten Schlosserei auf dem EVO-Campus begangen wurde. Bis 2029 solle der Ausstieg aus der Kohle vollzogen sein, bekräftigte der Chef. Nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen bis 2040 komplett klimaneutral werden möchte.

„Damit sind wir nach unseren Recherchen der erste Energieversorger in Hessen, der ein solch konkretes klimapolitisches Ziel verfolgt“, sagte Meier. Dafür seien „gewaltige Investitionen“ notwendig. Gelte es doch, den Anteil der Windkraft- und Solaranlagen zu erhöhen, den Einsatz von Abwärme zu verstärken, noch stärker auf Holzpellets zu setzen und den Wechsel hin zur E-Mobilität durch Elektroladesäulen zu unterstützen.

250 Millionen Euro bereits investiert

Der in Hessen für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen zuständige Minister, Tarek Al-Wazir (Die Grünen), freute sich über die ambitionierten Ziele des gut 800 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, dem er wünschte, künftig mit „grünen Ideen schwarze Zahlen“ zu schreiben. Der Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise sei eine „enorme Aufgabe“.

Offenbach Energieversorger Evo will bis 2040 klimaneutral werden





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Energieversorger Evo
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Grüne Ideen für Offenbach

Dabei haben die Offenbacher Energieversorger eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren schon 250 Millionen Euro in nachhaltige Projekte investiert: etwa in den Aufbau von insgesamt vier Windparks im Hunsrück, in Rheinhessen, Nordhessen und im Vogelsberg, aber auch in ein eigenes Pelletwerk und in zwei Photovoltaikanlagen auf ehemaligen Deponiegeländen bei Gelnhausen-Hailer und Schlüchtern-Hohenzell im Main-Kinzig-Kreis.

Als „Teil der MVV-Familie“ habe die EVO immer wieder Pionierarbeit geleistet, befand auch Hansjörg Roll als Vorstand des Mehrheitseigners MVV Energie aus Mannheim, die als Partner der Stadtwerke Offenbach Holding GmbH derzeit 50,1 Prozent der Anteile hält. „Ich unterstütze diesen klimapolitischen Kurs“, sagte Roll: „Die MVV wird ihren Teil dazu beitragen, damit die Voraussetzungen für das notwendige Investitionsprogramm geschaffen werden.“

In der Stadt und dem Kreis Offenbach werden bald eine halbe Million Menschen von der EVO mit Strom versorgt; die Hälfte davon inzwischen mit „sauberem Strom“ aus regenerativen Energiequellen. Hinzu kommen Gas-, Wasser- und Fernwärmelieferungen an die Kunden sowie die Müllverbrennung und das momentan boomende Geschäft mit Rechenzentren, die später als Fernwärmelieferanten dienen sollen. Mit alldem hat die solide aufgestellte EVO-Gruppe – also inklusive Netzbetreiber – 2021 einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro erzielt. So konnte sie den beiden Hauptaktionären jeweils eine Dividende von neun Millionen Euro überweisen. Mit einer Wertschöpfung von 100 Millionen Euro im Jahr profitierte die Region von der EVO.

Kein Wunder also, dass sich Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) und Landrat Oliver Quilling (CDU) nur positiv über den Jubilar äußerten. Schließlich habe die EVO, deren Firmengeschichte voller technischer Innovationen stecke, schon vor 20 Jahren mit der Transformation des Energiesystems begonnen – also zu einer Zeit, als Klimaschutz für viele andere noch ein Fremdwort gewesen sei.