Nach dem erfolglosen Rechtsstreit seiner Eltern um eine weitere Beatmung haben Ärzte in London die lebenserhaltenden Maßnahmen für einen hirntoten Jungen abgeschaltet. Ihr zwölfjähriger Sohn sei gut zwei Stunden später gestorben, sagte die Mutter Hollie Dance am Samstag vor dem Krankenhaus und fügte hinzu: „So ein wunderschöner kleiner Junge. Er hat bis zum Schluss gekämpft.“
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Das Kind sei gestorben, „nachdem seine Behandlung in Einklang mit dem Gerichtsurteil über sein Wohl eingestellt wurde“, erklärte der leitende medizinische Angestellte der zuständigen Krankenhausstiftung, Alistair Chesser. Vor dem Krankenhaus im Osten Londons drückten Menschen ihre Anteilnahme aus, indem sie Blumen und Karten hinterließen und mit Kerzen den Buchstaben A abbildeten.
Bereits im Juni hatte ein Gericht die Feststellung von Archie Battersbees Hirntod durch die behandelnden Ärzte bestätigt – und somit die Einstellung lebenserhaltender Maßnahmen erlaubt. Unterstützt von einer christlichen Organisation hatten Archies Eltern in einem wochenlangen Rechtsstreit alle juristischen Mittel ausgeschöpft, um ihren Sohn gegen den Rat der Ärzte am Leben zu halten. In ihren Bemühungen wurden sie unter anderem vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt.
Zuletzt waren die Eltern vor Gericht auch mit dem Versuch gescheitert, Archie in ein Sterbehospiz verlegen zu lassen.
Unfall geschah mutmaßlich durch Mutprobe
Archie war am 7. April bewusstlos aufgefunden worden, seitdem hatte er das Bewusstsein nicht wiedererlangt. Nach Angaben seiner Mutter hatte er offenbar an einem in Online-Netzwerken ausgetragenen Wettstreit teilgenommen, der darin besteht, sich möglichst lange die Luft abzuschnüren.
Sie sei die „stolzeste Mutter der Welt“, sagte Dance, nachdem sie mit anderen Verwandten die Nacht am Sterbebett Archies verbracht hatte. Eine der Verwandten bezeichnete die letzten Augenblicke in dessen Leben als „barbarisch“.
Nachdem die Beatmung abgeschaltet worden war, sei der Junge „vollkommen blau angelaufen“. Es gebe „nichts Würdevolles” daran, „einen Verwandten oder ein Kind ersticken zu sehen“.
Weitere Eltern kämpften um medizinische Behandlung ihrer Kinder
Während ihres Rechtsstreits hatten Archies Eltern das britische Parlament dazu gedrängt, ein Gesetz namens „Charlie’s Law“ zu verabschieden, das die Rechte von Eltern in Streitfragen über die medizinische Behandlung ihrer Kinder stärken würde.
In Großbritannien hatten in den vergangenen Jahren auch die Eltern des 23 Monate alten Alfie Evans und die Eltern von Charlie Gard vor Gericht dagegen gekämpft, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen bei ihrem Kind beendet werden. In beiden Fällen blieben die Eltern erfolglos. Alfie starb im April 2018 in Liverpool, Charlie Gard starb Ende Juli 2017 kurz vor seinem ersten Geburtstag. (AFP)