Er brüllte den Jubel raus! Er ballte die Faust! Er zeigte immer wieder auf sein Pferd! Vorm Waagegebäude bekam Sieg-Reiter Rene Piechulek (36) von den Jockey-Kollegen eine Schampus-Dusche.
Fantastic Moon erobert Hamburg im Sturm!
Fünf Windstärken wehten über die Horner Rennbahn. Und der Hengst flog mit Piechulek zum Sieg im IDEE 154. Deutschen Derby. Ganz außen auf der Gewinner-Spur – wo 2014 schon Fantastic Moons Vater Sea The Moon triumphierte. Zweieinviertel Längen dahinter galoppierte Mr. Hollywood mit Lukas Delozier ins Ziel.
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„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl“, strahlte Piechulek nach den 2400 Metern. „Aber am meisten freut es mich für Sarah, die viel Herzblut reinsteckt. Das ist einfach ein grandioser Tag für uns.“
Denn Sarah Steinberg (35) ist die erste Trainerin, die das Blaue Band gewinnen konnte!
Die Münchnerin hatte das Rennen allein im Stall verfolgt. Als Fantastic Moon auf der Zielgeraden war, rannte sie rüber zum Geläuf. Steinberg: „Natürlich ist es schön, die erste Frau zu sein. Aber es fühlt sich nicht anders an als für jeden anderen.“
Der Ex-Boxer Piechulek hatte vor zwei Jahren mit Torquator Tasso den legendären Prix de l’Arc de Triomphe in Paris gewonnen. Nun schaffte er auch den ersten Derby-Sieg: „Ich habe ein Top-Rennen gehabt. Er hat einen Riesen-Speed entwickelt. Es gab keinen Plan. Einfach nur abspringen und gucken, wo ich eine Lage bekomme und das Beste draus machen.“
Jubel um Pempi
Für den HRC-Vorsitzenden Hans-Ludolf Matthiessen (82) war es das 75. Derby, das er seit 1949 live in Folge in Horn erlebte. Rekord! Enkel Julian überreichte ein Geschenk von Wettstar-Chef Riko Luiking, dem „Ziehsohn“ des Vorsitzenden. Von der Tribüne gab’s „Pempi, Pempi!“-Rufe. Sein Spitzname.
Assistent ist Boss
Den Großen Hansa-Preis am Sonnabend gewann überraschend Hengst Assitent (4) mit Thore Hammer-Hansen (23). Siegprämie im zweitwichtigsten Rennen der Woche: 40 000 Euro. Auch an ihm hält das Derby-Sieg-Syndikat Liberty Racing 10 Prozent. 90 Prozent gehören Präsidenten des Kölner Rennvereins und Vize des 1. FC Köln, Eckhard Sauren.
Rede mit Donner
Die Derby-Rede als Besitzer des Vorjahressiegers Sammarco hielt Helmut von Finck (64). Der Münchner Bankiers-Sohn schilderte seinen Weg vom ersten Rennbahnbesuch bis zum Derby-Sieg. Das Dinner stieg erstmals im Bankhaus „Donner & Reuschel“ an der Binnenalster.
Amazonen-Sieg
Erfolgreichster Jockey des Meetings war zum ersten Mal eine Frau: Sibylle Vogt (28/Schweiz) mit vier Siegen und einem zweiten Platz. Bester Trainer: Henk Grewe (40/Köln).
Bis zum Schlussbogen galoppierte Fantastic Moon im Schluss-Drittel. Auf der Zielgeraden steuerte Piechulek an die Rails und gab vor 14 000 Fans tobenden Fans Vollgas!
Favorit Straight wurde mit Eduardo Pedroza (48) nur 15. unter 20 Startern. Letzter: Nordgeist.
„Der Rene hat einen Weltklasse-Job gemacht“, jubelte Lars-Wilhelm Baumgarten. Der unter dem Namen „Liberty Racing“ 21 weitere Turf-Fans überzeugte, für je 25 000 Euro ins Syndikat einzusteigen. Sie alle waren mit Freunden und Familie in Horn – drei sogar aus Melbourne/Australien! „Wir haben eine Art von Demokratur“, lachte Baumgarten. „Alle können was sagen, einer bestimmt.“
Am Vorabend wurde mit 46 Leuten auf St. Pauli im „East“ reingefeiert. Baumgarten: „Großartig. Ein Kindheits-Traum geht in Erfüllung. Wir danken dem Turf-Gott.“
Für den Sieg gab’s 390 000 Euro Siegprämie! 117 000 Euro gingen an die Züchter Marion und Philipp von Stauffenberg.
Behält sie die Nerven? Hammerhai jagt Standup-Paddler
02.07.2023
Baumgarten hatte das Pferd vor einem Jahr für 49 000 Euro auf der Auktion in Baden-Baden gekauft. Nach Rücksprache mit Wilhelm „Kojak“ Feldmann (59). Das Vollblut-Trüffelschwein hatte neben Fantastic Moon auch den Zweiten sowie den Vierten Winning Spirit entdeckt. Für das Gestüt Ebbesloh des Überraschungs-Dritten Weracruz arbeitet Feldmann.
Poker-Spieler Baumgarten sieht in Besitzer-Gemeinschaften die Zukunft: „Wir müssen den Sport darüber populär machen.“
Umsatz-Plus für den Renn-Club
Fünf Renn-Tage mit Sonne, Regengüssen und Vollblutpferden. Der Hamburger Renn-Club zog ein positives Fazit. „Auch Bürgermeister Peter Tschentscher hat uns gelobt“, sagte Schatzmeister Johann Riekers (53).
Der HRC hatte mit 2 Mio. Euro Wettumsatz kalkuliert. Es wurden 2,6 Mio. – 8 Prozent mehr als 2022, obwohl nur 50 statt 52 Rennen gelaufen wurde. „Das war trotz des Wetters ein hervorragendes Ergebnis“, sagte er Vorsitzende Hans-Ludolf Matthiessen (82). Der zum dritten Mal in Folge auf eine schwarze Null hofft.
Zum ersten Mal war Hamburg am Derby-Sonntag Teil des „World Tote Pool“ und wurde live nach Hongkong übertragen. Dort wurden aber nur enttäuschende 2,9 Mio. umgesetzt. Der HRV bekommt davon immerhin 58 000 Euro (zwei Prozent). Matthiessen: „Man muss bei der Sache die Verbreitung in die Welt sehen. Es war von der Abbildung erfolgreich und vom Finanziellen auch.“