Coronafall vor dem Länderspiel gegen Liechtenstein: Niklas Süle positiv getestet, vier weitere Nationalspieler abgereist – Sport

In mehr als anderthalb Jahren der Pandemie hat sich der Profifußball einen fast schon routinierten Umgang mit dem Coronavirus angeeignet. „Wir wussten, was auf uns zukommen kann, und beim Team habe ich eine recht entspannte Atmosphäre gesehen“, sagte Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff am Dienstagmittag bei einer Pressekonferenz, die sie beim Deutschen Fußball-Bund ursprünglich ganz anders geplant hatten. Anstatt um das kommende WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) in Wolfsburg ging es mal wieder um Tests, Quarantäneregeln und Entscheidungen von Gesundheitsämtern.

Am Montagabend war bei Nationalspieler Niklas Süle eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Nach Angaben des DFB ist der 26 Jahre alte Innenverteidiger vom FC Bayern doppelt geimpft und bislang symptomfrei. Nach Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt müssen auch Süles Münchner Vereinskollegen Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Jamal Musiala sowie Karim Adeyemi von RB Salzburg in Quarantäne. Sie waren gemeinsam mit Süle angereist und und wurden vom Gesundheitsamt als „Kontaktpersonen der Kategorie 1“ eingestuft. Sie werden isoliert zurück an ihre Wohnorte gebracht.

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Im selben Flugzeug aus München saßen vier weitere Spieler, bei denen es sich vermutlich um die Bayern-Profis Manuel Neuer, Leon Goretzka, Thomas Müller und Leroy Sané handelt. Sie bleiben in Wolfsburg, werden aber regelmäßig getestet und ihr Kontakt zum Rest der Mannschaft wird vorerst reduziert. Was die Gründe für die unterschiedliche Einstufung des Gesundheitsamtes sind, wollte Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer nicht im Detail erläutern. Über den Impfstatus der Spieler werde er sich öffentlich nicht äußern. Dieser sei neben der Dauer und der Intensität des Kontakts auch nur ein Kriterium bei der Bewertung des Ansteckungsrisikos.

Niklas Süle trifft am Montagabend am Teamhotel ein. Jetzt muss er in Quarantäne.Foto: Swen Pförtner/dpa

Allerdings heißt es in der Bayerischen Infektionsschutzverordnung, die für Kimmich, Gnabry und Musiala aufgrund ihres Wohnortes gilt, dass enge Kontaktpersonen von der Quarantänepflicht ausgenommen sind, wenn sie „vollständig gegen Covid-19 geimpft sind“. Allerdings könne das Gesundheitsamt „im Einzelfall eine Quarantäne anordnen“. Am Dienstagnachmittag teilte der FC Bayern mit, dass sich auch Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting als Kontaktperson in Quarantäne begeben muss.

Kimmich hatte kürzlich bestätigt, dass er sich wegen „Bedenken, was fehlende Langzeitstudien angeht“ bisher nicht hat impfen lassen. Das hatte eine große Debatte ausgelöst und ihm viel Kritik eingebracht, in und außerhalb der Fußballbranche. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach twitterte am Dienstag nach der Pressekonferenz des DFB: „Schadenfreude ist jetzt fehl am Platz. Ich hoffe dennoch, dass Joshua Kimmich sich noch für die Impfung entscheidet. Die Impfung schützt vor Covid, schweres Covid gefährdet die Spielstärke.“

Bundestrainer Hansi Flick hat auf die fünf quarantäne-bedingten Ausfälle sowie die muskulären Probleme von Nico Schlotterbeck und Florian Wirtz bereits reagiert. Leverkusens Jonathan Tah, die Wolfsburger Maximilian Arnold und Ridle Baku sowie Kevin Volland von der AS Monaco wurden nachnominiert. Damit stehen Flick 24 Spieler zur Verfügung. Die Vorbereitung auf die letzten beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Liechtenstein am Donnerstag und in Eriwan gegen Armenien am Sonntag wurde jedoch deutlich angepasst.

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Der Bundestrainer zog sich am Dienstag mit seinem Team ins Hotel zurück. Es gab keine Kontakte nach außen, das Vormittagstraining wurde abgesagt und am Nachmittag nachgeholt. „Ab heute Mittag wollen wir das hinter uns lassen und uns voll auf die beiden Spiele konzentrieren“, sagte Bierhoff. Die Austragung des Spiels in Wolfsburg ist – Stand jetzt – ebenso wenig gefährdet wie die Verabschiedung von Joachim Löw. Für die WM in einem Jahr in Katar ist die Nationalmannschaft bereits qualifiziert.

Der aktuelle Corona-Fall ist nicht der erste im Kreise der Nationalmannschaft. Im März musste Jonas Hofmann aus dem DFB-Quartier abreisen. Auch Marcel Halstenberg durfte als Kontaktperson nicht bleiben. Zuvor hatte es im November 2020 viel Wirbel um mehrere Corona-Fälle im Team des damaligen Gegners Ukraine gegeben.

Zudem haben sich mehrere Nationalspieler bei ihren Vereinen angesteckt. Eindrücklich hatte sich im Vorjahr Ilkay Gündogan von Manchester City über seine Leidenszeit nach seiner Infektion geäußert. Süle musste sich im Herbst 2020 bereits einmal in Quarantäne begeben, sein Test stellte sich dann allerdings als „falsch positiv“ heraus. (mit dpa)