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Die Vision vom Flugzeug mit Wasserstoffantrieb rückt näher: Rolls-Royce berichtet über einen technologischen Durchbruch, an dem auch Forscher des DLR beteiligt sind.
Köln/München – Der Name des Unternehmens ist der Inbegriff von Luxus im Automobilbereich. Doch es gibt eine gleichnamige abgespaltete Organisation, die über einen bahnbrechenden Meilenstein informiert: Rolls-Royce hat in gemeinschaftlicher Arbeit erstmals ein Flugzeugtriebwerk komplett mit Wasserstoff betrieben. Der Motor- und Turbinenspezialist konnte mit Forschern des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) sowie der Universität Loughborough (Großbritannien) eine Turbine bei voller Leistung mit 100 Prozent Wasserstoff zum Laufen bringen.
Schon länger sucht die Luftfahrtbranche nach nachhaltigeren Antriebsmethoden. Die Vision vom schadstofffreien Flugverkehr rückt somit ein großes Stück näher. Der Durchbruch bei Rolls-Royce gelang mit einem Triebwerk vom Typ Pearl-700. Die Versuche des Turbinenherstellers wurden in einer Brennkammer des DLR in Köln vollzogen, beteiligt an dem zukunftsweisenden Projekt ist auch die britische Billigflug-Airline easyJet.
Wasserstoffantrieb für Flugzeuge: Rolls-Royce und DLR gelingt Durchbruch
Laut DLR transportieren Langstreckenflüge jährlich nur rund zehn Prozent aller Passagiere, sind jedoch für etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen im Luftverkehr verantwortlich. Das liege an weiten Entfernungen und ausgiebigen Flugzeiten. Bereits durch kleine Veränderungen der Bereiche Flughöhe und -geschwindigkeit sowie der Wahl des Energieträgers lasse sich den Wissenschaftlern zufolge die Klimawirkung „signifikant reduzieren“.
Rolls-Royce-Triebwerk an einem Airbus 350: Der Hersteller berichtet über einen Meilenstein in Sachen Wasserstoffantrieb. © IMAGO/A. Hartl
Ingenieure entwickelten für den Versuch eine neue Form der Einspritzdüse für die Zuführung von Wasserstoff in die Turbine. Im Vergleich zu Kerosin – dem herkömmlichen Flugzeug-Kraftstoff – brennt Wasserstoff laut Rolls-Royce schneller und weist höhere Temperaturen auf. Einher geht eine höhere Herausforderung für Materialien und Kühltechnologien. Die innovative Düse erlaube neben der Schadstoffvermeidung auch eine besonders präzise Regelung des Kraftstoff-Luft-Gemischs. Im Vorfeld wurden bereits erfolgreich Versuche mit weniger Druck durchgeführt. Nun konnten die Düsen bei voller Kraft Wasserstoff erfolgreich in die Brennkammern des (modifizierten) Triebwerks leiten.
Rolls-Royce: Technikchefin begeistert – easyJet erste Airline mit Wasserstoffantrieb?
Bei den Tests in Köln sei nachgewiesen worden, dass Wasserstoff auch unter Bedingungen verbrannt werden kann, welche der maximalen Startleistung eines Flugzeugs entsprechen. Grazia Vittadini, Technikchefin bei Rolls-Royce, spricht in einer Pressemitteilung von einer „unglaublichen Leistung in so kurzer Zeit“. Die Beherrschung des Verbrennungsprozesses mit Wasserstoff sei ihr zufolge eine der bedeutendsten Herausforderungen für die gesamte Branche.
Fliegen mit Wasserstoffantrieb: Eine innovative Düse wurde von Rolls-Royce und dem DLR erfolgreich getestet. © FKN
Im Sommer hatten Rolls-Royce und easyJet ihre Partnerschaft besiegelt und die Allianz “Hydrogen in Aviation” (HIA) ins Leben gerufen. Die Airline besitzt Berichten zufolge große Ambitionen, als erstes Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb in die Flotte aufzunehmen. Derweil wird Hersteller Airbus ein großes Interesse nachgesagt, diese Technologie zur Serienreife zu bringen. (PF)