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Der FDP ist das Thema Wasserstoff beim Heizungsgesetz ein großes Anliegen – doch Fachleute widersprechen und warnen vor falschen Anreizen für die Verbraucher.
München – Es wurde lange gezankt und diskutiert – doch nun soll das Gebäudeenergiegesetz (GEG) kommende Woche im Bundestag beschlossen werden. Besonders die FDP pochte darauf, dass ein Vorschlag im GEG aufgenommen wird: dass in Zukunft Gas-Heizungen mit Wasserstoff betrieben werden können. Doch diese Technologie ist nicht unumstritten und vor allem die Wissenschaft sieht darin keine alternative Heizmethode.
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger (FDP) äußert sich bei „Markus Lanz“ zur Bedeutung von Wasserstoff für die Wärmeversorgung der Zukunft und die „Schlüsseltechnologie“ KI. © Cornelia Lehmann/ZDF
Keine Argumente: Bei Markus Lanz findet FDP-Bildungsministerin keine klare Antwort für Wasserstoff
In der Talksendung Markus Lanz im ZDF fand auch Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP) keine klaren Antworten auf Nachfragen des Moderators zum Thema Wasserstoff. Lanz betonte: „Sie sind doch die Forschungsministerin, Sie müssen das doch wissen!“ Und fügt hinzu: Wann werde man in Deutschland mit grünem oder überhaupt mit Wasserstoff heizen können? Doch Stark-Watzinger weicht den Fragen aus und spricht von ‚Energieoffenheit‘ und bleibt ungenau: „Ich gehe davon aus, dass wir auch mit Wasserstoff heizen werden.“
Ebenfalls zu Gast war die stellvertretende Leiterin des Hauptstadtbüros der Wirtschaftswoche, Sonja Álvarez, die entschieden gegen Stark-Watzinger hält. „Ich finde, dass die FDP hier tatsächlich eine komplette Irreführung der Wählerinnen und Wähler betreibt“, sagt Álvarez. Sie kritisiert, dass unter dem Begriff „Energieoffenheit“ von der FDP suggeriert werde, dass man sich weiter Gasheizungen einbauen könne und dass diese dann irgendwann plötzlich „Wasserstoff ready“ seien.
Energie-Experte warnt: keine Zukunft für Heizen mit Wasserstoff
Bei vielen Wissenschaftlern lautet der Konsens ähnlich: Sie glauben nicht, dass Wasserstoff eine wichtige Rolle beim Heizen von Gebäuden spielen wird. Dr. Jan Rosenow forscht am Environmental Change Institute an der britischen Universität Oxford und sagte gegenüber Focus online Earth: „Das ist eine Sackgasse. Wasserstoff wird nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und muss importiert werden. Außerdem hinaus ist das Heizen mit Wasserstoff sehr viel teurer als etablierte Technologien wie die Wärmepumpe und Fernwärme.“
Keine falsche Hoffnung machen: Wasserstoff zu teuer für Privathaushalte
Rosenow betont, dass es zu wenig grünen Wasserstoff gebe, sodass man ihn nicht flächendeckend nutzen könne, da die Herstellung sehr verschwenderisch sei im Vergleich zu erneuerbaren Energien im Betrieb von Wärmepumpen und dass die Gasnetze noch nicht bereit für Wasserstoff seien. Sinnvoll sei es, ihn in der Industrie einzusetzen, um dort klimaneutraler zu werden.
Blick auf einen Elektrolyseur für die Herstellung von grünem Wasserstoff. © Rolf Vennenbernd/dpa
Zudem sei Wasserstoff besonders teuer: „Um ein Haus mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr mit Wasserstoff zu beheizen, müsste man hierzulande 5000 Euro im Jahr bezahlen“, sagt er gegenüber Focus. „Das ist mehr als das Doppelte der zu erwartenden Betriebskosten einer Wärmepumpe mit Wärmepumpen-Stromtarif im Jahr 2030“. Aufgrund dessen empfiehlt er, dass man den Verbrauchern keine falsche Hoffnung machen sollte, dass in naher Zukunft das Heizen mit Wasserstoff im Privatgebrauch möglich sei. Es würde nur zu Verunsicherungen führen. (eike)