Der serbische Ultra-Nationalist und verurteilte Kriegsverbrecher Vojislav Seselj kehrt der Politik den Rücken. “Zwei Mal hat mich das Volk abgelehnt, und ich habe verstanden, dass es Zeit ist, mich zurückzuziehen”, teilte er am Freitag in Belgrad mit. Seselj legte den Vorsitz der Serbischen Radikalen Partei (SRS) nieder, nachdem diese bei der Parlamentswahl am letzten Sonntag auf nur 2,2 Prozent der Stimmen gekommen war. Für den Einzug ins Parlament sind in Serbien mindestens drei Prozent der Stimmen erforderlich. Die SRS verfehlte ihn nun zum zweiten Mal in Folge.
Seselj, 67, war einer der wortgewaltigsten Kriegstreiber vor und während der jugoslawischen Zerfallskriege in den 1990er-Jahren. Mit seiner ultra-nationalistischen “Großserbien”-Ideologie bereitete er mit den Boden für die serbischen Kriege gegen Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Mit seiner hasserfüllten Rhetorik und konkreten Aufrufen stachelte er serbische Truppen und Para-Milizen zu Kriegsverbrechen in den angegriffenen Ländern an.
Das Internationale Jugoslawien-Tribunal (ICTY) in Den Haag verurteilte ihn 2018 wegen Anstiftung zu Kriegsverbrechen zu einer zehnjährigen Haftstrafe. Da er schon von 2003 bis 2014 in Untersuchungshaft gesessen hatte, brauchte er die Strafe nicht mehr anzutreten.
Unter dem 2006 in Den Haag verstorbenen serbischen Kriegsherrn Slobodan Milosevic waren Seselj und seine SRS teilweise in Koalitionsregierungen eingebunden, teilweise in die Opposition. Sein bedeutsamster politischer Zögling und seine langjährige “rechte Hand” war der heutige serbische Präsident Aleksandar Vucic. Dieser brach 2008 mit Seselj und schloss sich der von gemäßigteren SRS-Politikern gegründeten Serbischen Fortschrittspartei (SNS) an. Deren Führung, die er bis heute innehat, übernahm Vucic im Jahr 2012.