Vierte Corona-Welle und WIEDER NICHT vorbereitet: Wer hat das verbockt? – Politik Inland

Deutschland erlebt ein Corona-Déjà-vu.

Der Corona-Winter kommt, aber so wirklich vorbereitet ist auch nach 20 Monaten Pandemie kaum jemand.

BILD erklärt die entscheidenden Fehler in der Vorbereitung auf die vierte Corona-Welle – und wer es verbockt hat!

Keine Testpflicht in Altenheimen

Das Coronavirus hat im Winter 2020 in Alten- und Pflegeheimen ein Desaster angerichtet. Mehr als 30 000 Menschen sind in Heimen gestorben, die meisten ohne Kontakt zu ihren Liebsten. Der Grund: Die Heime wurden nicht ausreichend mit Tests geschützt. Eine schützende Impfung gab es damals noch nicht.

Hat man daraus gelernt? Offenbar erst spät!

Obwohl inzwischen bekannt und vielfach dokumentiert ist, dass auch Geimpfte das Virus haben und auch weitergeben können, galten in Tausenden Einrichtungen in Deutschland 3G- und 2G-Regeln. Heißt: Geimpfte konnten die Altenheime in vielen Fällen ungetestet betreten.

Erst vergangene Woche verständigten sich Bund und Länder bei der Gesundheitsministerkonferenz am Bodensee darauf, dass alle, die in Alten- und Pflegeheimen ein- und ausgehen mehrfach pro Woche getestet werden MÜSSEN.

▶︎ Wer hat’s verbockt?

Die Politik und die Betreiber der Heime selbst. Denn: Bisher wurden die Kosten für die Tests und den personellen Aufwand zwar übernommen, waren aber mehr ein gut gemeiner Rat. Eine Verpflichtung für die Heimbetreiber gab es keine.

Immerhin: Manche Bundesländer haben eigenständig eine Testpflicht eingeführt, um die Heimbewohner zu schützen – Schleswig-Holstein zum Beispiel.

Zu wenig Booster-Impfungen

Jeder zweite Ältere, der wegen Corona ins Krankenhaus muss, ist vollständig geimpft. Denn: Mit der Zeit lässt die Wirkung der Impfung nach. Gerade bei Menschen mit schwachem Immunsystem, die sowieso am meisten gefährdet sind. Eine Auffrischungs-Impfung kann den Impfschutz wieder verstärken. Das ist alles seit Monaten bekannt.

DENNOCH sind bei Weitem nicht alle Menschen, die laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) einen sogenannten Booster bräuchten, auch tatsächlich ein drittes Mal geimpft. Bei 7,5 Mio. Menschen ist der Impf-Schutz sechs Monate oder älter  – nur 2,7 Mio. Impfungen wurden bisher aufgefrischt. Eine Lücke von fast 5 Mio.

▶︎ Wer hat’s verbockt?

Die betroffenen Bundesländer selbst. Schon Anfang August hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (42, CDU) mit den Länder-Kollegen vereinbart, die Älteren zu boostern. Im September sollte es mit mobilen Impf-Teams losgehen.

Während das in den Stadtstaaten Berlin und Bremen oder etwa in Schleswig-Holstein gut funktioniert, hinken Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg deutlich hinterher.

Abschaffung der Gratis-Schnelltests

Der Bürgertest ist während der Corona-Krise zum Alltagsmittel geworden: Er gab Sicherheit, verschaffte Einlass zu Restaurant oder Kino und wurde mit der vollständigen Impfung überflüssig.

Seit dem 11. Oktober werden die Tests nicht mehr staatlich finanziert. Dabei dienen die Schnelltests vor allem dazu, Infektionsketten früh zu unterbrechen und so das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten. Kurz gesagt: Damit Menschen, die von ihrer Infektion noch gar nichts wissen, nicht andere anstecken.

▶︎ Wer hat’s verbockt?

Die Bundesregierung ließ die Finanzierung auslaufen. Begründung damals: die kostenlose Impfung. Der Plan, Ungeimpfte über einen finanziellen Druck zur Impfung zu bewegen, ging schief.

Inzwischen will die noch nicht regierende Ampel-Koalition nachsteuern und plant die Rückkehr der kostenlosen Schnelltests.

Stagnierende Impfquote

Die deutsche Impfkampagne steht auf der Stelle!

Mit nur 67,1 Prozent Impf-Quote ist Deutschland weit hinter den europäischen Nachbarn: etwa in Portugal (87,4 Prozent), Spanien (80 Prozent), Dänemark (76 Prozent) oder Italien (71,7 Prozent).

Tatsächlich ist in Deutschland nicht einmal genau klar, wie viele Menschen tatsächlich vollständig geimpft sind. Umfragen legen nahe, dass die Quote bis zu fünf Prozent über den offiziell gemeldeten Daten liegt.

Die Strategie, bisher Ungeimpfte zur Impfung zu drängen, statt sie zu überzeugen, ist offenbar gescheitert. Die wichtige Zahl der Erst-Impfungen sinkt seit Monaten. Daran haben auch die flächendeckende 3G-Regel, mancherorts 2G und die Abschaffung der kostenlosen Corona-Tests nichts geändert.

▶︎ Wer hat’s verbockt?

Die gesamte Impfkampagne baut auf Druck, nicht auf Überzeugung auf. Auf allen politischen Ebenen wurde versucht, Ungeimpften das Leben mit kostenpflichtigen Tests, 2G-Regeln oder anderen Einschränkungen das Leben schwer zu machen. Und das, obwohl Studien gezeigt haben, dass diese Ausgrenzung vor allem eine Reaktion verursacht: Trotz.