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VonLars Braesch
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Aus einem Werbegag entstand auf Fehmarn Europas höchste künstlich angelegte Kletteranlage. Die Silotürme in Burgstaaken sind 40 Meter hoch.
- Nicht viel Arm- oder Beinkraft nötig.
- Selbst die Pampersliga erreicht an der Trainingswand die Glocke.
- Klettersaison geht noch bis zum 31. August.
Fehmarn – Seit 24 Jahren bietet Roland Hain in Burgstaaken Siloclimbing an. Eigentlich sollte das Klettern an den 40 Meter hohen Türmen nur ein Werbegag für den Surfshop sein. Doch den, Surfshop, hat Hain schon kurz nach Eröffnung der Anlage aufgegeben und konzentriert sich seither ganz aufs Klettern, was sehr zeitintensiv ist.
Die meisten Kunden kommen nicht nur mit Respekt, sondern auch mit Angst hierher
Roland Hain, Inhaber von Silo Climbing Fehmarn
„Die meisten Kunden kommen nicht nur mit Respekt, sondern auch mit Angst hierher. Das erste Ziel ist es, ihnen diese zu nehmen. Wir machen den ganzen Tag Psychologie“, erklärt Roland Hain. Das Schöne an dem Job sei: „Wir verkaufen sehr viel Spaß für relativ wenig Geld. Sie haben alle ihren Erfolg. Einer ein bisschen mehr, der andere etwas weniger“, so Hain weiter. 90 Prozent der Kunden seien Kinder im Schulalter. Während des Kletterns sichern die Eltern oder ein anderer Erwachsener die Kinder. So entstehe ein „sehr hoher pädagogischer Effekt“, so Hain, der auch klettert, wenn es die Zeit zulässt. „Der Klettersport ist ein sehr anspruchsvoller Sport. Es wird die Feinmotorik trainiert. Es ist auch ein Irrtum, wenn man glaubt, dass man besonders viel Arm- oder Beinkraft braucht. Man arbeitet vielmehr mit Körperspannung und aus dem Bauch heraus“, so Roland Hain.
Ebenfalls werden keine großen Vorkenntnisse benötigt. Nach einer kurzen Einweisung durch Praktikant Moritz geht es für Ramona Jürgens in die Wand. Gesichert wird sie von ihrem Freund Jörg Schattenberg. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, und ich werde bestimmt ordentlich Muskelkater haben“, so die Kletteranfängerin. Roland Hain erläutert ihr, dass sie beim nächsten Mal mehr mit dem Körperhebel klettern, sprich: den eigenen Körper als Hebel benutzen solle. „Kinder haben den Kletterinstinkt und verlernen diesen später wieder. Selbst die Pampersfraktion erreicht an unserer Trainingswand die Glocke“, so Hain.
16 verschiedene Kletterrouten
Silo Climbing Fehmarn bietet 16 verschiedene Kletterrouten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Höhen von fünf bis 40 Metern an. Damit hat Hain die höchste künstlich angelegte Kletteranlage in Europa. „Sportkletterer, die hier selten vorbeischauen, erfahren ihre Herausforderung in der Höhe, die sie in ihrer heimischen Kletterhalle nicht vorfinden. Für jeden ist etwas dabei“, weiß Hain.
Antonia Hiss kommt öfter mal zum Klettern auf die Anlage in Burgstaaken. Mit vier Jahren erreichte sie die Glocke auf der 40-Meter-Route. Hier hält der deutsche Jugendvizemeister im Speedklettern, Till von Bothmer, den Rekord. 2019 schaffte es von Bothmer mit 15 Jahren in 44 Sekunden die 40 Meter hinauf.
Keine Vorkenntnisse im Sichern nötig
Klettern ist ein Partnersport. Bei Personen, die weniger als 75 Kilogramm wiegen, benötigen die Sicherungspartner keine Vorkenntnisse und werden vor Ort eingewiesen. Kletterer mit mehr als 75 Kilogramm benötigen einen fachkundigen Sicherungspartner, der dann mit der eigenen Ausrüstung sichert. Wer so einen Partner nicht in seinem Reisegepäck hat, kann jeden Donnerstag und Sonntag an einem der Kletterkurse teilnehmen.
Die Saison 2021 endet am 31. August. In dieser Zeit kann von 9.30 bis 18 Uhr geklettert werden. Die letzte Anmeldung wird um 17 Uhr angenommen.